Spurensuche in Meppen

Ziel dieser Einheit in Erdkunde in Jg. 8 ist es, gemeinsam mit der Klasse eine interaktive Karte Meppens zu erstellen, die Auskünfte gibt über die Spuren früherer stadtgeschichtlicher Epochen.

Zunächst beschreibe ich die durchgeführte Unterrichtsreihe, bevor ich noch auf die (technischen) Voraussetzungen und Bewertungskriterien eingehe.

Ich habe die Idee der Spurensuche bereits vor knapp drei Jahren erstmalig umgesetzt (Bericht von 2017), in diesem Jahr konnte ich das Projekt erneut, diesmal gleich mit drei Parallelklassen durchführen. Inzwischen arbeiteten die Kinder mit eigenen Tablets, was die Bedingungen für dieses Projekt gegenüber der früheren Arbeit mit Smartphones und Computerraum noch einmal verändert hat.

Die oben verlinkte Seite stellt eine Zusammenschau ausgewählter Schülerbeiträge unterschiedlicher Klassen dar, die mit Genehmigung veröffentlicht werden dürfen. Im Unterricht habe ich für jede Klasse eine eigene Thinglink-Seite erstellt, die die Ergebnisse der jeweiligen Klasse enthält. Der Link dazu wird nur den Schülern mitgeteilt und am Ende des Schuljahres wird die Seite gelöscht, um so auch die Privatsphäre der einzelnen SchülerInnen zu schützen.

Unterrichtsreihe

Die gesamte Unterrichtsreihe ist eingebettet in den Themenkomplex „Städte im Wandel“ im Doppeljahrgang 7/8. Ich führe die Reihe meist zu Beginn des 2. Halbjahres in Klasse 8 durch, so dass der Unterrichtsgang dann bereits im Frühling liegt.

Zu Beginn wird am Beispiel einer Karte der Colonia Agrippina die Keimzelle der Stadt thematisiert, diese Überlegungen werden anschließend auf Meppen übertragen. Theorien zur namensgebenden Bezeichnung der „mappen“ im Sinne der Lage an den Flussmündungen als Keimzelle der Stadt Meppen werden hierbei vorgestellt und historische Karten der Stadt mit aktuellen Satellitenaufnahmen (Google Earth) verglichen, um den Verlauf verlandeter Flussläufe im heutigen Stadtbild nachvollziehen zu können.

Karte der „Colonia Agrippina“

Weiterhin werden die Stadtentwicklung am Beispiel mittelalterlicher Stadtgründungen, sowie das Stadtmodell (funktionale Gliederung) der mitteleuropäischen Stadt erarbeitet. Insbesondere Lagebeziehungen werden exemplarisch an unterschiedlichen Städten (Münster, Lüneburg, Karlsruhe, Wolfsburg etc.) untersucht und auf Meppen übertragen.

Der Einstieg in das eigentliche Projekt „Spurensuche“ erfolgt über einen Zeitungsartikel auf S. 15 der Meppener Tagespost vom 25.04.2012, in dem die Entwicklung des Stadtwalls ausführlich beschrieben wird. Nachdem so ein Bezug zu heute noch im Stadtbild sichtbaren Zeitzeugen vergangener städtegeschichtlicher Epochen hergestellt wurde, werden unterschiedliche geeignete Präsentationsformen besprochen und gemeinsam Bewertungskriterien festgelegt. Die SchülerInnen erfahren außerdem, wie auch innerhalb der Gruppen eine differenziertere Bewertung erfolgen kann, indem die Gruppenmitglieder eigenverantwortlich im Rahmen von bis zu drei Punkten je nach Anteil an der Gruppenleistung von der „Gruppennote“ abweichen können (siehe Info unten).

Alsdann suchen sich die SuS in frei gewählten Gruppen á 2-4 ein Thema wie den Stadtwall, die Rentei, Zeughaus, Rathaus, Propsteikirche, Gymnasialkirche, mittelalterliche Brücken, Ackerbürgertum, … zu dem sie vorab im Internet und (in der Regel deutlich ergiebiger) in den Büchern der schuleigenen Mediathek recherchieren und sich Gedanken zur möglichen Präsentationsform machen (Video (Doku, Interview, szenisches Spiel), Ton- oder Textdokument, Fotos, …. ).

Video über die Propsteikirche in Meppen als Ergebnis einer Schülergruppe beim Projekt „Spurensuche“

Nun unternehmen wir in einer Doppelstunde eine Exkursion in die Innenstadt. Dabei steht den SchülerInnen – abzüglich 40min für Hin- und Rückweg – eine knappe Zeitstunde für die Dokumentation vor Ort zur Verfügung. Viele Gruppen ergänzen hier durch eigenständige Besuche in der Stadt oder außerunterrichtliche Treffen um Dokumentationen zu erstellen, Videos zu schneiden, Berichte zu verfassen etc.

Weitere zwei Doppelstunden stehen den Gruppen dann noch für die Erstellung und Umsetzung ihrer Präsentation zur Verfügung, bevor wir diese gemeinsam würdigen, kritisch-konstruktiv hinterfragen und bewerten.

Spannenderweise lassen sich bezüglich der gewählten Präsentationsformen oft intensive gruppendynamische Prozesse erkennen, die von Klasse zu Klasse und Jahr zu Jahr ganz unterschiedlich verlaufen – beispielsweise in diesem Durchgang aber dafür sorgten, das innerhalb aller Lerngruppen recht homogen, nahezu ausschließlich Videos erstellt wurden.

Mein Fazit: Diese Unterrichtsreihe ist sehr zeitintensiv und umfangreich, beinhaltet aber neben den Fachinhalten auch ein sehr breites Spektrum an Kompetenzen unterschiedlicher Bereiche, die hier teils sehr intensiv geschult werden. Die Klassen bewerten das Projekt „Spurensuche“ im Rückblick vorwiegend sehr positiv, bietet es ihnen doch alternative Zugangsmöglichkeiten zum Thema, die ihnen bei klassischer Vorgehensweise meist nicht offen stehen. Ich freue mich darauf, das Projekt im Frühjahr 2021 wieder durchzuführen!

Bewertungskriterien

Für jede Präsentation wird auf Basis der gemeinsam festgelegten Bewertungskriterien nach ausgiebiger Reflexion und Verteidigung eine Note festgelegt. Diese Note kann für alle Gruppenmitglieder gleich sein, jedoch besteht auch die Möglichkeit zu einer einvernehmlichen Differenzierung. Dazu wird die Note der Präsentation in KmK-Punkten mit der Anzahl der Gruppenmitglieder multipliziert. Innerhalb der Gruppe kann diese Gesamtpunktzahl dann differenziert verteilt werden. Erfahrungsgemäß wird von dieser Möglichkeit nur selten Gebrauch gemacht. Wenn eine Gruppe diese Option nutzen möchte, so haben die Mitglieder vorab Konsens über die abweichende Verteilung herzustellen, bevor sie mir gemeinsam ihren Vorschlag vorstellen. Besteht hier Uneinigkeit innerhalb einer Gruppe, gelingt es meist gut, diese im gemeinsamen Gespräch zu diskutieren und so in den allermeisten Fällen eine für alle Gruppenmitglieder zufriedenstellende Lösung finden.

Grundlagen

Voraussetzung für diese Art von Projekten ist, insbesondere wenn die Kinder sich selbst in Szene setzen oder auch nur aus dem Off sprechen, vorab DSGVO-konform das elterliche Einverständnis einzuholen für Nennung und Darstellung der Kinder im Internet im Rahmen des Unterrichtsvorhabens. Gleiches gilt natürlich für weitere mögliche Protagonisten wie interviewte Geschichtslehrer (Dank an Henning :-)) und Passanten oder Führer im Stadtmuseum.

Symbol Thinglink

Technische Plattform für dieses Projekt ist Thinglink, das über eine iOS-App sowie online genutzt werden kann. Das Ergebnis lässt sich dann jederzeit über den entsprechenden Link, z.B. zur „Spurensuche in Meppen“ aufrufen, worüber alle Schülerprodukte angebunden werden.

Bei Thinglink wird ein Bild als Grundlage genommen, in unserem Fall ein Screenshot der Satellitenaufnahme Meppens von Google Earth. Über das Bild werden dann interaktive Buttons an die entsprechenden Stellen gelegt, die dann mit dem gewünschten Medium verlinkt werden, so dass man sie darüber aufrufen kann. 

Kleinere Dateien wie Fotos können direkt zu Thinglink hochgeladen werden, größere Dateien wie Videos lege ich an anderen Orten ab (Dropbox, eigene Webseite, Videos auf Youtube…) und verlinke Sie entsprechend.

Thinglink ist dementsprechend überall einsetzbar, wo Bilder interaktiv werden sollen, z.B. zur Bildbeschreibung in den Fremdsprachen, zur Erklärung von Prozessen in den Naturwissenschaften, zur Darstellung historischer Situation in den Gesellschaftswissenschaften, als Interpretationsmöglichkeit in der Kunst … Weitere ausführlichere Infos zu Thinglink gibt es hier!