Auf den digitalen Lernbegleitern unserer Schülerinnen und Schüler ist die App „Explain Everything“, kurz EE installiert. Mit dieser lässt sich das klassische Versuchsprotokoll in eine digitale Version überführen.
Entscheidende Vorteile gegenüber dem klassischen Versuchsprotokoll sind dabei die Kollaboration innerhalb der Schülergruppe, die Einbindung von Fotos sowie einem Video der Versuchsdurchführung.
Ich beschreibe das Verfahren im Folgenden anhand eines Versuchsprotokolls aus dem Chemieunterricht, das sich aber problemlos an alle anderen zu protokollierenden Situationen anpassen lässt.
Die Schüler erhalten zunächst eine Einführung zu Sinn und Zweck der Protokollierung von Versuchen sowie deren Aufbau nebst einer Vorlage, wie das digitale Protokoll aussehen soll, die ich über die Schul-Cloud zur Verfügung gestellt habe. Mit folgendem Code könnt ihr das Thema in der Schul-Cloud gerne übernehmen: Hk1jFtmXX (Code kopieren und in der Schul-Cloud unter dem gewünschten Kurs als Thema importieren)!
Beim klassischen chemischen Experiment arbeiten je vier Kinder in einer Tischgruppe bzw. an einem Abzug zusammen. Mindestens ein Gruppenmitglied ist während der Durchführung für die Dokumentation verantwortlich, dazu gehören die Fotos sowie ein auf die wesentliche Versuchsphase reduziertes (also ansprechend nachbearbeitetes) Video.
Die App ermöglicht kollaboratives Arbeiten, was bedeutet, dass die Vier gemeinsam mit ihren Lernbegleitern an einem Protokoll arbeiten können. Auf einem Tablet (z.Zt. muss dies noch ein iPad sein , die Androiden können aber dann kollaborativ mitarbeiten) wird das Protokoll begonnen, über „Freigeben“ und „Zusammenarbeit“ wird ein Code erzeugt mit dem dann die weiteren Gruppenmitglieder beitreten können.
Die für jedes Experiment notwendigen Vorgaben (Geräte, Chemikalien, Versuchsbeschreibung, ggfs. Hinweise zur Sicherheit und Entsorgung) können auf unterschiedliche Art zur Verfügung gestellt werden, klassisch per Buch oder AB, als Vorlage in einer EE-Datei, die die Gruppen dann weiter bearbeiten können – ich stelle diese Infos per Schul-Cloud zur Verfügung (siehe Bsp. weiter unten), die Schüler kopieren die notwendigen (gekürzten) Informationen daraus in ihr Protokoll.
Die klassische beschriftete Versuchsskizze wird durch ein beschriftetes Foto des Versuchsaufbaus vor Versuchsbeginn ersetzt. Weiterhin werden die Beobachtungen ergänzt um Fotos der Ausgangsstoffe und der Produkte sowie zentral um ein Video der Versuchsdurchführung.
Das Video hat mehrere didaktische Vorteile. Während wir früher darauf angewiesen waren in der Auswertungsphase Beobachtungen zu sammeln, in der Hoffnung auf ein paar Brauchbare, können nun einzelne Gruppenvideos betrachtet, verglichen und besprochen werden. Die entscheidenden Beobachtungen werden so der gesamten Klassen wiederholt vor Augen geführt, einzelne Schüler, die im rechten Moment nicht zugeschaut haben oder auch Versuchsgruppen deren Versuch misslang, sehen so erfolgreiche Durchführungen und können aktiv an der Auswertung teilhaben.
Weiterhin besitzt das Video eine hohe Anschaulichkeit, die jederzeit (etwa bei der späteren Vorbereitung auf Leistungsüberprüfungen) vom Schüler wieder abgerufen werden kann. Fotos der Ausgangsstoffe und der Produkte unterstützen die Analyse der Beobachtungen sowie deren spätere Nachvollziehbarkeit auch durch ggfs. abwesende Mitschüler.
Nachdem die Schüler nun in der Auswertungsphase gruppenweise kollaborativ ein Versuchsprotokoll erstellt haben werden in einer ersten Sicherungsphase ein oder mehrere Videos im Plenum angesehen, Beobachtungen und die Versuchsdeutung werden verglichen bzw. gemeinsam erarbeitet.
In der zweiten Sicherung überarbeiten die SuS ihre Protokolle, reichen diese gruppenweise über das Aufgabenmodul in der Schul-Cloud ein oder speichern diese im Gruppenordner zur jeweiligen Stunde ab (auf einheitliche und systematische Benennung der Ordner achten :-), ich erstelle für jede Stunde in der ein digitales Protokoll erstellt wird einen eigenen Ordner, z.B.: 18.04.27_EisenSchwefel). Als Lehrer habe ich so die Möglichkeit die Protokolle zu überprüfen und über das SC-Aufgabenmodul direkt Feedback zu geben. Letzteres geht natürlich ebenso gut, wenn die Protokolle auf IServ abgelegt werden, per Mail oder gar persönlich in der kommenden Stunde 😉
Als Beispiel möchte ich die Reaktion von Schwefel und Eisen, durchgeführt in einer 7.ten Klasse vorstellen. Für die Klasse war es nach Einführung des digitalen Versuchsprotokolls der zweite Versuch bei dem sie dieses kollaborativ zu erstellen hatte. Die Versuchsbeschreibung erhielt die Klasse per Schul-Cloud: HJ-bX277m
Ein gelungenes Beispiel eines Gruppenprotokolls einer Schülergruppe (die Gruppe hat die geforderten Bilder der Ausgangs- und Endstoffe in das Video integriert): die EE-Datei zum Download (ca. 170MB) zur Ansicht mit EE, sowie das Video gibt es hier.