Mit Schülern lassen sich im Rahmen des Deutschunterrichts super Filme produzieren. Es lohnt sich, sich die Zeit dafür zu nehmen: Zum einen wird dies nicht nur vom KC vorgeschlagen, sondern es ist auch didaktisch sinnvoll (in meinem Beispiel haben die Schüler eine zuvor analysierte Kalendergeschichte filmisch umgesetzt – dabei erfolgt u. a. eine Übertragung der im Text entdeckten sprachlichen Auffälligkeiten insbesondere an Schlüsselstellen in die „Filmsprache“ und damit ein vertieftes Verständnis). Zum anderen habe ich zuvor noch nie eine hundertprozentige Schüleraktivierung über mehrere Stunden erlebt – die Schüler finden es toll, Filme zu machen, und setzen sich für dieses Projekt freiwillig auch in der Freizeit ein.
Vorgegangen bin ich dabei folgendermaßen:
Die Filme haben die Schüler in meinem Beispiel im Anschluss an eine Einheit zu Anekdoten und Kalendergeschichten in der Klasse 7 produziert. Dafür war es zunächst notwendig, dass die Schüler Grundlagen der Filmsprache (Einstellungsgrößen, Perspektiven etc.) kennenlernen. Hier finde ich das Material auf „Planet Schule“ tauglich (Film-Ausschnitte als Einstieg: https://www.planet-schule.de/wissenspool/filmbildung-in-der-grundschule/inhalt/sendung.html; Arbeitsblätter: https://www.planet-schule.de/wissenspool/filmbildung-in-der-grundschule/inhalt/unterricht/einstellungsgroessen.html). Allerdings ist zu beachten, dass es sich hier um Material handelt, das für die Grundschule konzipiert wurde – für die Unter- und Mittelstufe, finde ich, ist das Material aber für ein erstes Kennenlernen ebenso geeignet und sinnvoll. Mir hat es damals gereicht, die Einstellungsgrößen intensiver zu behandeln, für die Kameraperspektive haben aus meiner Sicht der Filmbeitrag und ein kurzes Nachgespräch gereicht. Zeitlich sollte hier eine Einzelstunde reichen.
Im Anschluss sollten die Schüler die Möglichkeiten der filmischen Arbeit am iPad kennenlernen. Hierfür habe ich die App „iMovie“ genutzt. Der große Vorteil ist hier, dass die Schüler mit der Erstellung von stark vorstrukturierten „Trailern“ beginnen können. Bei diesen Trailern ist das „Drehbuch“ (Storyboard) quasi vorgegeben, die Schüler müssen nur geforderte Filmausschnitte in der geforderten Einstellungsgröße und Perspektive erstellen. Dabei lernen sie die Umsetzung und Wirkung der Filmsprache sowie die App praktisch kennen. Außerdem sind die Ergebnisse häufig sehr unterhaltsam und sollten, wenn die Schüler einverstanden sind, über den Beamer präsentiert werden.
Sinnvoll ist es hier, das Vorgehen für das Erstellen eines Trailers in iMovie kurz über den Beamer zu erklären. Keine Angst, die App ist insbesondere bei den Trailern weitgehend selbsterklärend.
Für die Erstellung (und evtl. Präsentation) der Trailer sollte eine Doppelstunde eingeplant werden.
Nun geht es an die Produktion der Filmclips. In meiner Einheit sollten die Schüler innerhalb von einer Einzelstunde in Kleingruppen zunächst ein Drehbuch auf Basis der Textgrundlage verfassen (ein Beispiel dafür ist unter den Arbeitsblättern auf „Planet Schule“ zu finden). Im Anschluss daran wird der Film produziert. Die Schüler brauchen die App „iMovie“ dafür zunächst nicht (die eignet sich hier vor allem zum Schneiden des Films), es reicht vollkommen die Videokamera der iPads (oder anderer Geräte), mit der sie ihre Filmsequenzen gemäß Drehbuch produzieren.
Sind alle Filmsequenzen abgedreht, kommt iMovie wieder zum Einsatz. Hier können die Sequenzen ausgewählt und daraus ein Film produziert werden, indem die Sequenzen z. B. gekürzt, arrangiert oder sogar durch Texte, Musik oder andere Audioaufnahmen (auch Nachsynchronisationen sind möglich, s. App „Garageband“!) ergänzt werden.
Theoretisch können die Schüler auch in ihrer Freizeit drehen. Wesentlich ist aber, dass sie die entstandenen Sequenzen in eine Cloud hochladen, um diese im Unterricht zu einem Film zusammenfügen zu können. Alternativ können die Schüler aber natürlich auch ein eigenes Schnittprogramm nutzen, in dem sie sich schon auskennen. Dieses sollte aber für die Arbeit in der Schule zur Verfügung stehen. Für das Filmen und Schneiden müssen die Schüler ausreichend Zeit zur Verfügung haben. In meiner Einheit zu den Kalendergeschichten habe ich dafür jeweils eine Doppelstunde eingeplant.
Die Präsentation und Nachbesprechung der fertigen Filme haben wir dann als „Kino-Stunde“ gestaltet, die bei allen Schülern als Abschluss der Einheit gut ankam.
Ein Hinweis noch am Schluss: Ein Problem bei der Arbeit mit den schuleigenen iPads ist das Speichern der Filmsequenzen und fertigen Filme. Diese können und sollten natürlich nicht auf den iPads verbleiben, da sie sonst für alle anderen Schüler verfügbar sind. Wichtig ist es also, die Schüler dafür zu sensibilisieren und dazu anzuhalten, die Sequenzen, Filme und Trailer gegen Stundenende von den iPads zu löschen. Die einfachste Speichermöglichkeit ist das iserv-Konto der Schüler.
Aber Achtung: Über den Browser lassen sich die Filme nicht erfolgreich hochladen! Die Schüler müssen sich dafür über die App „Documents“ bei iserv anmelden (wie das geht, wird zum Beispiel in der „Lehrer“-Gruppe auf iserv erklärt: Lehrer – Anleitungen iserv, Technik – Scannable und Documents oder auch hier als Video). Dann laden die Schüler die gewünschten Dateien in Documents in ihre eigenen iserv-Dateien hoch und können so jederzeit darauf zugreifen. Wichtig auch hier: Im Anschluss müssen sich die Schüler unbedingt wieder bei Documents abmelden – sonst haben andere Schüler auf das iserv-Konto eurer Schüler Zugriff! Es lohnt sich also, für das Speichern der Dateien mindestens 10 Minuten am Stundenende einzuplanen!
Christiane Maucher